2. Deutsche Country & Western Tanzmeisterschaft
14. bis 16.10.2005 in Flörsheim


"Flörsheimer erfolgreich bei der Meisterschaft"


Dass es Country- und Westerntänzern an Selbstbewusstsein mangelt, kann nicht gerade behauptet werden. Eigentlich war eine Pause bei den Deutschen Meisterschaften in der Stadthalle vorgesehen. Doch so etwas gibt es bei den Menschen mit dem Faible für die gediegene amerikanische Musik nicht. Als der lässige Song «Baby Work-out» von Jackie Wilson ertönte, hielt es die Leute gleich reihenweise nicht mehr auf den Sitzen. Ein Cowboy, der ganz in Weiß als John-Wayne-Verschnitt durchging, eine Saloon-Dame im schwarzen Abendkleid, Männer in Jeans und Cowboystiefeln, aber auch Jugendliche in ganz normalen Freizeitklamotten und Turnschuhen – sie alle bewegten sich ebenso ungezwungen wie enthusiastisch in den gleichen Schrittfolgen zur Musik.

«Bei uns steht das Vereinsleben im Vordergrund. Bei anderen Vereinen ist das ein Tabu, aber bei uns tanzen Jung und Alt einfach zusammen», erklärte Tine Knisell, die Zweite Vorsitzende des Bundesverbandes für Country- und Westerntanzes. Der Zusammenschluss von rund 30 Vereinen mit insgesamt über 1000 Tänzern in ganz Deutschland durfte nach der Aufnahme beim Deutschen Sportbund vor drei Jahren zum zweiten Mal nationale Meisterschaften durchführen. Dass dafür die Flörsheimer Stadthalle gewählt wurde, lag an Schriftführer Wolfgang Truss – der Mann ist Flörsheimer – und der Nähe zum Frankfurter Flughafen. Schließlich wurden für die Wettkämpfe extra aus Holland und England Wertungsrichter eingeflogen.

Beim Country- und Westerntanz, der in den Vereinigten Staaten sehr populär ist, in Deutschland aber natürlich keine Tradition hat, wird zwischen dem «Line-Dance» unterschieden, bei dem Solisten oder Partner sich wie auf Linien bewegen, und dem Partner- beziehungsweise Team-Tanz, bei dem bekannte Schrittfolgen aus dem Walzer, Polka oder Two-Step gezeigt werden.

Mindestens genauso wichtig wie die sportliche Leistung ist jedoch das Erscheinungsbild. Da gibt es strenge Vorschriften, dass die Teilnehmer auch wie ein Cowboy oder Cowgirl ausschauen. «Ein Männerhemd muss einen Yoke haben», erklärte Tine Knisell. Das ist eine farbliche Abtrennung an den Schultern in Form der Buchstaben «W» oder «V». Western-Kleidung wie Jeans oder Röcke seien ebenfalls Pflicht. Ob sich die Tänzer dann noch spezielle «Dancing Boots» – ein Schuhwerk für 250 bis 300 Euro – zulegen, bliebe aber ihnen überlassen. Das Tanzen fiele damit jedenfalls leichter. Ein klassisches Outfit respektive Auftreten im Stile von Jonny Cash – also Cowboyhut, Jeans, Stiefel und die Hände stets am Ledergürtel – sei laut Tine Knisell nicht mehr die Regel, stelle aber schon noch Ausnahmen dar. Schon einen Tag vor den Wettbewerben wurden die mehr als 100 Teilnehmer aus Thüringen, Bayern, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit Country-Musik eingestimmt, während des zweitägigen sportlichen Vergleichs wurden dann «Workshops» für Anfänger durchgeführt, und am Samstagabend gab es eine «Country-Night» in der Stadthalle, bei der zum Beispiel die «Super-Stars» Roy Hardysubroto, Jonny Two-Step und Alice Berini mitwirkten.

Zwei Flörsheimer hatten bei den Wettbewerben ihren großen Auftritt: Dominique Schlicher und Jörg Alfter tanzen sonst bei den Country-Freunden Wiesbaden und überzeugten nun bei ihrem «Heimspiel»: Alfter gewann die Line-Dance-Division «Starter», Schlicher wurde bei den weiblichen «Newcomern» Zweite. (rem)

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 19.10.2005


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